Eva Wolfangel
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Millionen Augen und Ohren

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Thema: Wissenschaftsreportage / Technik
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Bild der Wissenschaft 7/2015 (Auszug)

In der Stadt der Zukunft organisieren Computer den Alltag. Wie sinnvoll ist das?

Intelligente Parkautomaten berechnen den Preis abhängig von der Nachfrage nach Parkplätzen, elektronische Verkehrsschilder passen Geschwindigkeitvorgaben Wetter- und Verkehrsverhältnissen an, öffentliche Mülleimer teilen der Stadtverwaltung mit, wann die Tonne voll ist - und nur dann macht sich das Müllauto auf den Weg, was Kosten spart: Das sind erste bestehende Ansätze der vernetzten Stadt der Zukunft, in der  nahezu alle Vorgänge von Computern entschieden werden sollen. Denn in unserem alltäglichen Leben fallen immer mehr Daten an, auf deren Grundlage wir unser Zusammenleben effektiver organisieren könnten. Bürger sind schon heute dank ihrer Smartphones wandelnde Sensoren: Die Geräte messen, wer sich in welcher Geschwindigkeit wo bewegt, sie können Geräusche und Vibrationen registrieren und vieles mehr.

All diese Sensoren sollten vernetzt und durch weitere ergänzt werden, fordern Zukunftsforscher. „Wir haben Millionen von Augen und Ohren auf der Straße“, formuliert es Michael Flowers, Chefanalytiker von New York City. Man müsste diese Daten zusammenführen und auswerten, um den Verkehr zu reduzieren, die Luftqualität zu verbessern, Unfälle zu reduzieren, so seine Vision, kurz: „Schneller, sauberer und sicherer zu leben.“ Eine App teilt beispielsweise der Stadt Boston mit, wenn eine Straße ein Schlagloch hat – ermittelt allein durch die Sensoren des Handys.

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Der quantifizierte Patient

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Thema: Wissenschaftsreportage / Technik
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Neue Züricher Zeitung, 20. Mai 2015

Das Interesse an anziehbaren Computern wächst in Medizin, Psychologie und im Leistungssport. Intelligente Brillen und Uhren können Krankheiten oder die perfekte Bewegung berechnen.

Computer-Uhren und smarte Brillen, Fitnessarmbänder und intelligente Laufschuhe: Wer sich dieser Tage auf den Elektronik-Messen herumtreibt, könnte schnell den Eindruck gewinnen, dass „Wearable Computing“ die Lösung für alle unsere Probleme ist. Aber Wissenschaftler dämpfen die Erwartungen. „Vieles ist hochgepoppt, aber jetzt kommt die große Ernüchterung“, fürchtet Gerhard Tröster, Leiter des Elektronik-Labors der ETH Zürich. Ihn treibt wie viele Informatiker die Frage nach dem Usecase – dem Anwendungsfall – der anziehbaren Computer um. Denn auch speziellere Anwendungen, wie sie Fitnessarmbänder versprechen, könnten schnell das Interesse der Kunden verlieren. „Die Quantified-Self-Welle wird schnell wieder abebben“, prognostiziert Tröster. Zudem seien diese Geräte häufig billig gemacht und nicht klinisch getestet, ergänzt Kristof Van Laerhoven, Professor für eingebettete Systeme an der Universität Freiburg: „Was habe ich von einem Messergebnis, von dem ich nicht weiß, ob es richtig ist?“ Wissenschaftlich geprüfte Geräte seien zwar deutlich teurer, Van Laerhoven prognostiziert ihnen aber langfristig eine bessere Marktchance. Schließlich seien Wearables gut geeignet, um physiologische Werte zu messen und Aktivitäten auszuwerten.

Gerade im medizinischen Bereich entstehen aktuell viele Prototypen, die eingearbeitet in Kleidungsstücke beispielsweise Herz-Rhythmus- oder Durchblutungsstörungen erkennen können. Trösters Vision geht darüber hinaus: Daten über physiologische Vorgänge und Aktivitäten eines Menschen können auch Aufschluss über dessen psychische Situation geben. „Ein Psychologe erkennt viele Störungen auf den ersten Blick, er arbeitet mit seinen fünf Sinnen“, sagt Tröster. „Wenn er es sieht, muss man es auch messen können.“

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Wie Technologie uns klüger macht

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Thema: Wissenschaftsreportage / Technik

Technology Review 5/2015 (Auszug)

Kritiker warnen, dass digitale Technololgien unsere Intelligenz beeinträchtigen. Doch jetzt zeigen Studien, dass die neuen Medien ganz neue Lernformen ermöglichen und unsere kognitiven Möglichkeiten steigern können.

Ein Schulhof am Rande von Panama-City: Ein Junge kauert unter einem Baum, ein Smartphone in der Hand, ein Englischschulbuch auf den Knien. Aus dem Handy ertönt die Stimme seines Lehrers. Dieser liest den englischen Text aus dem Buch vor. Der Junge lauscht konzentriert. Dann spricht er dem Lehrer nach. Schließlich nimmt er seine Stimme ebenfalls auf und spielt seine Aufnahme und die des Lehrers abwechselnd ab. Unter diesem Baum auf einem panamaischen Pausenhof ist ein modernes Sprachlabor entstanden. Mit denkbar einfachen Mitteln.

Das Experiment hat die panamaische Informatikerin Elba Del Carmen Valderrama durchgeführt. Sie verteilte günstige Smartphones an Schulen ohne spezielle Lernsoftware. Ihre Idee: In Schwellenländern fehlen an Schulen häufig alle technischen Möglichkeiten vom Drucker bis zum Videobeamer um den Unterricht zu bereichern. Was würden also die Schüler und Lehrer mit den Handys machen? Innerhalb weniger Tage fungierten die Geräte als Kopierer und Sprachlabor, die Schüler erledigten darauf Hausaufgaben und sendeten sie an die Lehrer, sie drehten Lernvideos und protokollierten den Unterricht. Sie lernten enthusiastisch.

Valderramas Ergebnisse sind kein Einzelfall. Ähnliche Erfahrungen machte auch Nicholas Negroponte, als er mit seiner Initiative „One Laptop per child“ zwei abgelegene äthiopische Dörfer mit Laptops versorgte: jedes Kind bekam ohne jede Anleitung einen Computer inklusive Solar-Ladeeinheit mit einigen vorinstallierten Apps. Schon nach wenigen Minuten hatten die Kinder, die keine Schule besuchen und weder lesen noch schreiben können, den Einschaltknopf gefunden. Nach fünf Tagen hatten sie alle Apps ausprobiert, wie die Auswertung der Sim-Karten ergab. Nach zwei Wochen sangen die Kinder ein Alphabetlied, die ersten begannen zu schreiben. „Nach fünf Monaten hatten sie Android gehackt“, berichtet Negroponte: die Kamera der Geräte sei versehentlich ausgeschaltet gewesen. Die Kinder hatten sie entdeckt, ein Programm umgeschrieben und sie zum Laufen gebracht.

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"Smartphones werden sich nicht halten"

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Thema: Wissenschaftsreportage / Technik
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Technology Review 4/2015 - Auszug

Thad Starner trägt seit mehr als 20 Jahren einen Computer am Körper. Ohne ihn fühlt er sich unselbstständig. Und das wird uns allen eines Tages auch so gehen, prophezeit er.

Ein Mann, der nach zwei Jahren noch jedes Wort eines Gesprächs weiß, ist genial, sehr verliebt oder ein Cyborg. Thad Starner ist letzteres. Der Pionier für Wearable Computing trägt seit 22 Jahren einen Computer am Körper so selbstverständlich wie andere ihre Kleider. Früher in Form eines Kastens an der Hüfte, einer klobigen Displaybrille und eines Twiddlers in der Hosentasche, einer Tastatur, die er blind bedienen kann. „Der Computer ist Teil von mir geworden, ich bin eine Art Cyborg“, sagt er. Mit seinem System hat er einst seine Dissertation beim Spazieren  geschrieben, später bereitete er seine Vorlesungen auf dem Büro-Sofa liegend vor. „Wenn Studenten hereinkamen dachten sie immer, ich schlafe“, erinnert er sich lachend.

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Gesundheitsdaten gehören nicht in die Cloud

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Thema: Wissenschaftsreportage / Technik
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Kommentar auf spektrum.de, 27.3.2015 - Link

Fitness-Apps speichern Daten im Netz, selbst Ärzte greifen darauf zurück. Wer Zugang zu diesen hat, weiß mehr über uns, als uns lieb ist. In Zukunft könnten wichtige Entscheidungen anhand von diesem Wissen getroffen werden. Deshalb gehört es besser geschützt.

Viele Sportler nutzen Fitnesstracker, um ihr Training zu optimieren. Die Daten werden in der Cloud gespeichert, denn für eine lokale Speicherung und Auswertung sind die mobilen Geräte häufig nicht leistungsfähig genug. Eine wachsende Zahl an Apps bietet sich darüber hinaus an, Gesundheitsdaten von verschiedenen tragbaren Geräten zu sammeln, im Netz zu speichern und auszuwerten. Auch Mediziner setzen verstärkt darauf, Patientendaten online zu speichern, denn dort seien sie „sicher und stets verfügbar“, wie beispielsweise ein Arzt sagt, der Piloten auf ihre Flugtauglichkeit hin untersucht und eine Cloudlösung von IBM nutzt.

„Stets verfügbar“ sind sie dort unbestritten – nur eventuell für die Falschen.

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