Auslandsreportage
Für meine Recherchen im Ausland war ich beispielsweise mit Goldschürferinnen in Uganda unterwegs auf der menschnunwürdigen Jagd begleitet nach den Rohstoffe für unsere Smartphones. In der Elfenbeinküste habe ich einen jungen Startup-Gründer begleitet, der mittels Künstlicher Intelligenz, Virtueller Realität und Drohnen die Landwirtschaft voranbringen will. Und in Japan habe ich mit Roboterforschern verschiedene technische Erweiterungen unseres Körpers ausprobiert und mich zum temporären Cyborg entwickelt.
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Eine junge, energiegeladene Generation will Afrika verändern: Die „Afropreneurs“ nutzen modernste Technik und sehen die Probleme ihrer Heimat als Chance. Zu Besuch bei Joseph-Olivier Biley, der mittels Drohnen und Künstlicher Intelligenz die Landwirtschaft revolutionieren will.
Ben hält den sperrigen Koffer mit beiden Händen vor sich wie einen Käfig mit einem sehr seltenen Tier darin. Er trägt ihn vorbei an der Gummifabrik mit ihren schmutzigen weißen Wänden. Der stechende Geruch des heißen Gummis legt sich wie ein Schleier über die Kautschuk-Plantage „Tropical Rubber Côte d'Ivoire“ TRCI , aber Ben bemerkt ihn kaum. Er trägt seine wertvolle Fracht vorbei an den Setzlingen rechts des Wegs und den Jungbäumen von der Größe eines Kindes, vorbei am Fußball-Platz der Kautschuk-Plantage, auf dem Kinder für die nationale Liga trainieren, bis hin zum kleinen Weg, der in das Dickicht der großen Bäume führt. Sie verbreiten verlockenden Schatten, ein riesiger, dunkler Wald. Aber Ben spürt die Hitze nicht, die durch sein schwarzes Shirt auf der Haut brennt. Der junge Mann stellt den Koffer sanft ab, öffnet ihn, nimmt einen Rotor heraus, pustet sorgfältig auf das Gewinde und betrachtet ihn genau von allen Seiten durch seine Brille mit den roten Drahtbügeln. Es folgen weitere Rotoren, und eine Drohne, an der er vorsichtig einen der Rotoren nach dem anderen befestigt.
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stern.de, 18.06.2008 - online
Simbabwe hat weltweit die höchste Inflation, ein Brot kostet sechs Millionen Simbabwe-Dollar – staatlicher Festpreis. Schneller geht es auf dem Schwarzmarkt gegen 15 Millionen. Wer überleben will, braucht die richtigen Kontakte - und weite Hosentaschen, um die gerollten Geldscheinbündel zu verstauen.
Paul bündelt Zehn-Millionen-Scheine, immer Hundert bilden einen Stapel, den er mit einem Haushaltsgummi umwickelt: Eine Milliarde Simbabwe-Dollar. Am Ende liegen zahlreiche solcher Bündel um ihn herum verteilt auf dem Tisch. Die Tageseinnahme seines Steakhauses. Vor allem Weiße und Militärs kommen in das kleine Restaurant in Bulawayo, der zweitgrößten Stadt Simbabwes. Paul verstaut die Päckchen in Plastiktüten. Dann beginnt der Wettlauf mit der Zeit. „Ich muss sie so schnell wie möglich auf dem Schwarzmarkt gegen Devisen tauschen“, sagt der Mittdreißiger. Denn der simbabwische Dollar verliert täglich dramatisch an Wert. Banken geben keine fremde Währung heraus. Wer keinen Zugang zu Devisen und keine Kontakte zum Schwarzmarkt hat, ist verloren.
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stern.de, 14.04.2008 - online
Simbabwe verharrt in angespannter Haltung. Ein generelles Versammlungsverbot und Übergriffe auf Oppositionelle schüchtern die Bevölkerung ein. Aber die Wut der Menschen wächst und sie finden andere Wege, ihre Rechte einzufordern.
Die Menschen strömen von allen Seiten in die Central Baptist Church im Stadtzentrum vom Harare. Tausende füllen schließlich den Kirchensaal, alle Stühle sind belegt. Die Menge rückt noch enger zusammen, auf jedem freien Fleck auf dem Boden sitzt jemand und schaut erwartungsvoll nach vorne. "Wir wollen die Wahlergebnisse, sofort!" steht auf den Flyern, mit denen die Christian Alliance, ein Zusammenschluss Geistlicher aus verschiedenen Kirchen Simbabwes, zum Gottesdienst geladen hat. "Wir Christen sollen uns nicht fürchten", sagt Jonah Gokova, der den Gottesdienst als Leiter einer landesweiten ökumenischen Initiative mit veranstaltet. Das ist leichter gesagt als getan. Gokova wurde schon einmal nach einer ähnlichen Veranstaltung von bewaffneten Polizisten festgenommen. Erst nach Tagen kam er gegen Kaution frei.