Virtuelle Realität
Als ich 2016 zum ersten Mal in die Virtuelle Realität gereist bin, mit Headset und Kopfhörern, und schlagartig in einen anderen Raum gebeamt war und dort verrückt fremde Menschen kennen gelernt habe, da wurde mir klar: diese Realität wird viel verändern. Die Technologie hat ein riesiges Potential für ein gutes Leben - und sie bringt Risiken mit sich. Seither habe ich viel recherchiert über und in dieser anderen Realität. Auf Riffreporter.de habe ich die VR-Reporterin eröffnet: Unterstützt durch mein Publikum steige ich dort noch tiefer in die Recherche ein und baue gefördert von der ZEIT-Stiftung eine eigene journalistische Plattform in der Virtuellen Realität auf. Aktuelle, exklusive Texte von mir gibt es hier, bei der VR Reporterin.
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Magazin GEO 12/2019
(Auszug)
In der Virtuellen Realität bauen sich schon heute einige Menschen ein alternatives Leben auf. Sie leben lieber dort als in der materiellen Realität. Ich habe vier von ihnen begleitet, in Virtuellen Welten ebenso wie in Kuwait, Israel und den USA. Und gesehen: es kann gute Gründe geben, die "Matrix" vorzuziehen.
Ben liebt Shoo, das zählt zu dem Wenigen, was sicher ist in dieser Welt. Deshalb hat der scheue junge Mann für seine Liebste ein Haus gebaut, prachtvoll eingerichtet mit dunklem Parkett, violetten Vorhängen, Tischlampen auf der Bar, Wendeltreppe zum Schlafzimmer. Auf dem Tisch steht eine Torte, alles soll perfekt sein für diesen Tag.
Ben hat Freunde eingeladen, die langsam eintrudeln im neuen Haus. Manche von ihnen leben Tausende Kilometer entfernt in Berlin oder Kairo. Nach ein wenig Smalltalk stehen die Gäste schließlich um die Bar herum, sie tuscheln. Etwas liegt in der Luft. Als Shoo verträumt die Torte betrachtet, schleicht sich Ben von hinten heran, er flüstert ihr ins Ohr: „Komm mit hoch.“ Shoo folgt ihm die Wendeltreppe hinauf.
Kurz darauf vernehmen die Gäste ein kurzes Aufschluchzen. Shoo kommt die Treppe heruntergelaufen: „Ich habe mich gerade verlobt!“, ruft sie, Freude in ihrer Stimme. Und Ben lächelt zufrieden unter seiner hässlichen, unförmigen, schwarzen Kopfkinobrille.
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t3n Magazin 51/2018, 24. Feburar 2018 - Ausschnitt
Philip Rosedale träumt seit seiner Jugend von einer dreidimensionalen virtuellen Realität. Dank der technischen Fortschritte bekommt sein Traum neuen Aufwind. Er ist überzeugt: Eines Tages wird die Realität nur eine Option unter vielen sein.
Wenn Philip Rosedale das zeigen will, was ihn seit seiner Kindheit beschäftigt, dann reicht er ein Virtual-Reality-Headset, Kopfhörer und Controller und verschwindet selbst hinter einem Headset, „kommen Sie mit!“, ruft er noch, auch wenn er nirgendwo hingeht, zumindest sein physischer Körper nicht. Und doch betritt er eine andere Welt, „hier, das ist meine Welt“, sagt er, während die Besucherin noch mit der Technik kämpft. Schon in den ersten Minuten eines Interviews mit 46jährigen Unternehmer werden die Prioritäten fühlbar – er ist in er Virtuellen Realität, schneller als man schauen kann. Sein Körper steht noch hier in diesem Raum, aber er ist längst woanders.
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Riffreporter - Die VR-Reporterin - 16. Februar 2018 - Link
Der Philosoph Thomas Metzinger vertritt die Theorie, dass unser Selbst nicht existiert. Mittels Virtual Reality versetzt er Menschen in die Körper anderer, um das zu belegen. Für die Technologie sieht er aber auch ganz handfeste Anwendungen.
Herr Metzinger, im Rahmen des von der EU geförderten VERE-Projekts haben Sie mit Kollegen versucht, unser Ich-Gefühl mittels Virtual Reality auf Avatare zu übertragen. Wozu ist das gut, wenn ich glaube, ich wäre ein Avatar?
Man kann damit versuchen einige alte Fragen der Philosophie zu klären, unter anderem die, was die einfachste Form von Selbstbewusstsein ist. „Das Selbst“ im traditionellen Sinne gibt es nicht. Unsere Virtual-Reality-Experimente zeigen das.
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Immer wieder sagen mir Menschen, sie würden anstatt einer Zeitung oder eines Magazins am liebsten meine Artikel abonnieren. Aber da ich Freiberuflerin bin und für viele verschiedene Verlage arbeite, ist das nicht möglich. Jetzt haben wir mit den Riffreportern eine neue Plattform für freien Journalismus geschaffen, auf der genau das möglich ist: In meiner Koralle 'Die VR Reporterin' schreibe ich regelmäßig über Themen aus der virtuellen Welt.
Im digitalen Raum entstehen gerade ganz neue Realitäten, und sie führen zu einer verrückten Entwicklung: Digitales und Physisches rücken wieder näher zusammen, näher als je zuvor in der Geschichte der Computer – und womöglich ist es auch gar kein Widerspruch. Forscher fragen zunehmend: Sind Dinge nicht letztlich nur Form gewordene Daten? Gleichzeitig fällt uns jetzt auf, was im Digitalen im allgemeinen wie im Virtuellen im Besonderen fehlt: Haptik beispielsweise. Forscher arbeiten daran, die Physik ins Virtuelle zu bringen, das Virtuelle fühlbar zu machen. Parallel wird die Realität um Virtuelles angereichert, sie wird erweitert.
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Magazin Reportagen Nr. 30, September 2016 - nominiert für den Reporterpreis!
Meine Reportage über unser virtuelles Leben der Zukunft, die weltweit erste Reportage aus der virtuellen Realität, ist für den Deutschen Reporterpreis in der Kategorie "Beste Reportage" nominiert. Aus diesem Anlass hier schon der gesamte Text über meine Leben dort in dieser Parallelwelt, die sich fast so echt anfühlt wie die andere, die echte Welt. Mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen.
Noch wirkt alles ganz harmlos. Ein Sonnenstrahl landet direkt vor meinen Füßen, er hat eine weite Reise hinter sich, auch wenn es ihn eigentlich gar nicht gibt. Der Sonnenstrahl hat sich seinen Weg durch dicke Wolken vor dem Fenster gebahnt, er ist gereist auf winzigen Regentropfen von weit oben aus dem Himmel bis hier zu mir auf den Parkettboden. Warm und weich kitzelt er jetzt meinen Fuß. Ich schaue mich um: der Raum ist würfelförmig, an drei Seiten begrenzt durch riesige Glasfronten. Die vierte Wand ist fast in der gesamten Breite ausgefüllt von einem riesigen Display, auf dem ein Film läuft. Einige Männer stehen davor und lachen.