Portrait
Ein gutes Portrait lässt den Menschen spürbar werden und das, was ihn antreibt. Ein gutes Portrait ist ehrlich, es schönt nicht, es zieht nicht durch den Dreck, es zeigt einen Menschen mit all seinen Träumen und seinen Zweifeln, seinem Scheitern und seinen Erfolgen. Ein gutes Portrait steht obendrein für etwas größeres. Es stellt einen Menschen in den Vordergrund, der für ein größeres Thema steht.
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ZEIT ONLINE, 27.8.2024
Der in Frankreich verhaftete Telegram-Gründer Pawel Durow geriert sich als Redefreiheitsaktivist. Doch es gibt Zweifel, wie unabhängig er von Russland ist.
Der Gründungsmythos der Chat-App Telegram ist eine Heldengeschichte. Im Dezember 2011 hämmerten Polizisten an Pawel Durows Wohnungstür in St. Petersburg. Durow war da gerade 27 Jahre alt und bekannt als Gründer des russischen sozialen Netzwerkes VKontakte. Durow, so erzählte er es einmal einem Journalisten der New York Times, hatte sich schon gedacht, dass sie irgendwann kommen würden. Schließlich gab es bereits Ärger mit dem russischen Staat, weil die Nutzerinnen und Nutzer seines sozialen Netzwerkes VKontakte einfach unzensiert alles posten durften, was sie wollen.
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t3n Magazin 51/2018, 24. Feburar 2018 - Ausschnitt
Philip Rosedale träumt seit seiner Jugend von einer dreidimensionalen virtuellen Realität. Dank der technischen Fortschritte bekommt sein Traum neuen Aufwind. Er ist überzeugt: Eines Tages wird die Realität nur eine Option unter vielen sein.
Wenn Philip Rosedale das zeigen will, was ihn seit seiner Kindheit beschäftigt, dann reicht er ein Virtual-Reality-Headset, Kopfhörer und Controller und verschwindet selbst hinter einem Headset, „kommen Sie mit!“, ruft er noch, auch wenn er nirgendwo hingeht, zumindest sein physischer Körper nicht. Und doch betritt er eine andere Welt, „hier, das ist meine Welt“, sagt er, während die Besucherin noch mit der Technik kämpft. Schon in den ersten Minuten eines Interviews mit 46jährigen Unternehmer werden die Prioritäten fühlbar – er ist in er Virtuellen Realität, schneller als man schauen kann. Sein Körper steht noch hier in diesem Raum, aber er ist längst woanders.
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Süddeutsche Zeitung am Wochenende, 26. August 2017
Florian Schumacher optimiert sein Leben, indem er alles misst, was sich messen lässt. Manchmal hinterlässt das Rätsel.
Der Regen spielt am frühen Morgen mit feinen Fingern Cembalo auf den Blättern der Bäume, ein paar Menschen radeln missmutig durch den Englischen Garten, das grelle Grün der Blätter schmerzt in den schlaftrunkenen Augen, und Florian Schumacher atmet tief durch. 15 Regentropfen, Schritt, Schritt, einatmen, Schritt, Schritt, ausatmen 15 – 2 –1- 2 - 2 1, er fühlt, wie der Rhythmus Leben in die müden Glieder bringt und wie der steigende Puls den Körper sanft weckt 80, 90, 100, 120, 130, der Läufer schaut auf die Uhr, nickt, lächelt, trabt.
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ZEIT Wissen, 20. Juni 2017 - Leseprobe
Diese zwei Männer sehen nur so aus, als würden sie spielen. In Wirklichkeit sind sie an einem neuen Wettrennen beteiligt - zum Mond.
Auf den ersten Blick folgt dieser Vormittag im Februar dem Drehbuch der Raumfahrtromantik: Ingenieure tüfteln an Mondrover und bringen den Innovationsstandort Deutschland voran. Part Time Scientists nennen sich die Herren, Teilzeitwissenschaftler. Zuerst, im Jahr 2009, war da nur die fixe Idee, den Google Lunar Xprize zu gewinnen. 20 Millionen Dollar Preisgeld hat Google jenem Team versprochen, das einen Rover entwickelt und auf dem Mond 500 Meter weit fahren lässt. Heute arbeiten die Part Time Scientists Vollzeit. Sie vergeben Aufträge an Airbus und haben mit Audi einen ernstzunehmenden Sponsor gefunden. Spätestens für 2018 wollen sie ihrem Rover eine Mitfahrgelegenheit auf einer Rakete buchen.
Aber dahinter steckt viel mehr als nur der nächste Abenteuerausflug gen Himmel.
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Leseprobe aus Der SPIEGEL 17/2017 - Link
Im Sternenstädtchen bei Moskau werden aus Kampfpiloten und Wissenschaftlern Astronauten und Kosmonauten. Und sie werden zu Helden. Auch wenn sie sich zunehmend dagegen wehren – das diktiert der Ort und die Tradition. Ein Besuch bei Alexander Gerst und seinen russischen Kollegen.
Kurz vor der rettenden Station versagt die Automatik. Die Internationale Raumstation ISS ist nur noch einen Sprint entfernt. Auf der Erde würde Alexander Gerst die Strecke in wenigen Sekunden zurücklegen. Aber hier in der Sojus trennen ihn nur wenige Kubikmeter Luft und eine dünne Schicht aus Aluminium von der lebensfeindlichen Umgebung des Weltalls. Jetzt darf nichts schiefgehen. Bis hierhin ist der Flug von der Erde zur Raumstation ohne Probleme verlaufen, aber jetzt, auf den letzten schwierigsten Metern lässt die Automatik Gerst und seinen russischen Kollegen Anton Schkaplerow im Stich. Die beiden Raumfahrer schalten auf eine andere Automatik um: die in ihrem Kopf. Unzählige Male haben sie diese Situation geübt, damit sie in einem Fall wie diesem wie Roboter handeln. Sie steuern das Raumschiff von Hand. Gerst schaut durch ein Fernglas und richtet das Lasermessgerät auf einen festen Punkt an der Raumstation. „200 Meter“, sagt er. Schkaplerow sagt: „Und jetzt?“, „200 Meter“ „Jetzt?“ „200 Meter“. So geht das lange drei Minuten. Schkaplerow steuert das Raumschiff, Gerst misst. Nichts bewegt sich. Dann: „195 Meter“. 190. 190. 190. „Wiederhole alle 20 Sekunden“, befiehlt Schkaplerow. Gerst tut das. Minutenlang. 180, 180. 180. 175. Der Kosmonaut fliegt bewusst langsam. In dieser Nähe ist die Gefahr groß, die Station zu rammen. Mit lebensgefährlichen Folgen sowohl für die Raumfahrer in der Kapsel als auch für die Crew an Bord der ISS.