ZEIT Wissen, 20. Juni 2017 - Leseprobe
Diese zwei Männer sehen nur so aus, als würden sie spielen. In Wirklichkeit sind sie an einem neuen Wettrennen beteiligt - zum Mond.
Auf den ersten Blick folgt dieser Vormittag im Februar dem Drehbuch der Raumfahrtromantik: Ingenieure tüfteln an Mondrover und bringen den Innovationsstandort Deutschland voran. Part Time Scientists nennen sich die Herren, Teilzeitwissenschaftler. Zuerst, im Jahr 2009, war da nur die fixe Idee, den Google Lunar Xprize zu gewinnen. 20 Millionen Dollar Preisgeld hat Google jenem Team versprochen, das einen Rover entwickelt und auf dem Mond 500 Meter weit fahren lässt. Heute arbeiten die Part Time Scientists Vollzeit. Sie vergeben Aufträge an Airbus und haben mit Audi einen ernstzunehmenden Sponsor gefunden. Spätestens für 2018 wollen sie ihrem Rover eine Mitfahrgelegenheit auf einer Rakete buchen.
Aber dahinter steckt viel mehr als nur der nächste Abenteuerausflug gen Himmel.
Zehn Grad Steigung, das könnte knapp werden, aber der Kleine nimmt sie locker. Doch dann gräbt sich das rechte Vorderrad in den feinen Sand und stoppt, während das linke nach rechts und links ruckelt wie der Fühler eines Insekts. Plötzlich ist Ruhe. Die Kameraaugen des Rovers schauen zum nächsten Hügel, aber es geht nicht mehr vorwärts.
Zum Glück steht er noch nicht auf dem Mond, sondern in seinem neuen Spielzimmer in Berlin-Marzahn. Den Mond kennt der Rover nur von dem Poster, das an der Wand hängt wie ein Starschnitt über dem Bett eines Teenagers. Karsten Becker ist der Erziehungsberechtigte des Fahrzeugs, er dirigiert es mit einem Tabletcomputer. Bis eben zumindest, jetzt reagiert der Kleine nicht mehr. Becker öffnet im Rücken des Rovers eine Klappe und zieht die Stirn in Falten. „Irgendwas mit den Motoren stimmt nicht“, murmelt er.
„Vielleicht ist das Profil der Räder noch nicht optimal“, sagt Jürgen Brandner, der zweite Mann in der Halle. Eigentlich waren die Ingenieure froh, dass sie nicht mehr um die halbe Welt fliegen müssen in der Hoffnung, mondähnlichen Untergrund zu finden. Sie gehen jetzt von ihren Büros nur noch die Treppe hinunter, um den Rover in seinem eigenen Zimmer zu testen: 66 Quadratmeter Sand, den ein Professor für Geomorphologie als den mondähnlichsten Sand der Erde identifiziert hat. Aber nun versaut ihnen der sture Kerl die Premiere und streikt schon beim ersten Fahrversuch. „Besser, als wenn es in Katar passiert wäre“, sagt Becker und grinst.
Auf den ersten Blick folgt dieser Vormittag im Februar dem Drehbuch der Raumfahrtromantik: Ingenieure tüfteln an Mondrover und bringen den Innovationsstandort Deutschland voran. Part Time Scientists nennen sich die Herren, Teilzeitwissenschaftler. Zuerst, im Jahr 2009, war da nur die fixe Idee, den Google Lunar Xprize zu gewinnen. 20 Millionen Dollar Preisgeld hat Google jenem Team versprochen, das einen Rover entwickelt und auf dem Mond 500 Meter weit fahren lässt. Heute arbeiten die Part Time Scientists Vollzeit. Sie vergeben Aufträge an Airbus und haben mit Audi einen ernstzunehmenden Sponsor gefunden. Spätestens für 2018 wollen sie ihrem Rover eine Mitfahrgelegenheit auf einer Rakete buchen.
Aber dahinter steckt viel mehr als nur der nächste Abenteuerausflug gen Himmel.
Die Raumfahrtgemeinde ringt gerade um ihre Zukunft. Es geht um die ökonomische Frage, wie schnell und billig die Raumfahrt zu haben ist. Es geht um die faustische Frage, in welcher Währung der Mensch seinen Erkenntnisgewinn bezahlen soll – notfalls auch mit dem Leben? Und weil die Raumfahrt weit über Raketen und Erkenntnis hinaus reicht, geht es nun auch um die politische Frage, was Donald Trump eigentlich mit dem Sonnensystem vor hat. (...)
(Das ist nur der Anfang meiner aktuellen Geschichte über die Parttime Scientists und den Wettlauf zum Mond in ZEIT-Wissen 4/2017. Aus rechtlichen Gründen erscheint sie hier nicht komplett. Wer weiterlesen will, kann das komplette Magazin am analogen Kiosk oder am iKiosk kaufen)