Technology Review 3/2015
Das Auge isst nicht nur mit – es schmeckt auch mit. Charles Spence, Psychologe an der University of Oxford, hat mit diesem Wissen ziemlich irritierende Gerichte gezaubert.
Auszug meines Interviews mit Charles Spence
Erste Cafés verbannen Smartphones, Restaurants werden zu WLAN-freien Zonen – und Sie wollen Technologie und Essen zusammenbringen. Ist das der richtige Zeitpunkt?
Charles Spence: Absolut. Technologie soll uns nicht länger vom Essen ablenken, sondern uns helfen, es noch mehr genießen zu können. Ich untersuche, wie Licht, Musik und Farben den Geschmackssinn beeinflussen. So wird das Essen zu einem ganzheitlichen Erlebnis.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Probanden aus Ihrer aktuellen Studie beim Essen gegenübersitzen will. Eine Augmented-Reality-Brille assoziiere ich nicht gerade mit einem romantischen Dinner…
Bei dieser Studie geht es auch nicht um Romantik, sondern um die Frage, ob uns Augmented Reality helfen kann, wenn es in Zukunft manche Lebensmittel nicht mehr gibt – beispielsweise ausgestorbene Fischarten. Wir können sie auf diese Art nachempfinden – jedenfalls dann, wenn wir uns noch auf irgendeine Art an den Geschmack erinnern.
Die Brille gaukelt den Leuten vor, etwas anderes zu essen?
Genau. Sie überlagert das reale Bild und verändert beispielsweise die Farbe. Der Träger denkt dann, dass er etwas anderes isst.
Geschieht das nicht eher über den Geruch? Bei dem Meta-Cookie eines japanischen Forscherteams lässt sich der Geschmack mit einem Klick ändern: Dem Nutzer wird einfach ein entsprechendes Aroma in die Nase gepustet.
Der Haken an diesem Keks ist, dass die Wahrnehmung falsch herum verläuft: Wir registrieren zwar 80 Prozent des Geschmacks über die Nase, aber von innen nach außen. Aroma, das von außen durch die Nase kommt, „schmeckt“ ganz anders. Deshalb ist die Imitation nicht besonders gut. Wir lassen das Aroma einfach weg. Unser Display analysiert das Bild eines Gerichts und verändert lediglich Konsistenz und Farbe optisch.
Wollen Sie behaupten, das Aroma sei vernachlässigbar?
Wir essen mit unseren Augen – nehmen Sie das ruhig wörtlich. Das gilt zumindest für Gerichte, die nicht stark riechen. So kann man beispielsweise bei Sushi teuren Thunfisch gegen billigen Fisch austauschen. Wir haben auch Versuche mit Ketchup gemacht. Probanden empfanden ihn als deutlich dickflüssiger, wenn er durch die Brille dicker aussah.
Aus rechtlichen Gründen darf hier nur ein Auszug des Interviews erscheinen. Weiterlesen in der Print-Ausgabe 03/2015 von Technology Review. Das Heft ist ab dem 26.02.2015 am Kiosk zu haben, oder kann direkt hier online bestellt werden.
von Eva Wolfangel