Wissenschaftsreportage / Technik
Wissenschafts- und Technikthemen mit der kreativen Stilform der Reportage zu verbinden, das ist meine Leidenschaft. So wird für die Leserinnen und Leser fühlbar, wie unsere Zukunft aussieht. Einige meiner großen Technik-Reportagen haben schon öffentliche Diskussionen in Gang gesetzt über die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen.
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Neue Züricher Zeitung, 13. August 2015
Ein junger Informatiker aus Zürich begründet eine Bewegung für mehr soziale Kontakte im echten Leben – vermittelt durch Computer. Zuerst wird er von seinen Kollegen belächelt. Jetzt holt der Mainstream auf.
Männer in Hemd und Krawatte ziehen Grimassen, eine stolze Doktorandin hält umringt von Freunden ihre Dissertation in die Kamera, eine Mutter und ihre beiden kleinen Töchter springen in die Höhe: diese Szenen hat die „Moment Machine“ festgehalten, ein öffentliches Display an der Universität Lugano mit eingebauter Kamera. Wer immer möchte, kann sich hier allein oder mit Freunden fotografieren lassen, das Bild erscheint auf dem Display und auf Facebook. Allein lässt sich hier kaum einer abbilden: es sind fast nur Gruppen von Menschen, die sichtlich Spaß haben.
Mittendrin steht manchmal Nemanja Memarovic, stolz auf sein bislang erfolgreichstes Projekt, und freut sich, wie die Technologie Menschen zusammenbringt. Der 32-jährige Informatiker der Universität Zürich hat die „Moment Machine“ mit Kollegen in Lugano entwickelt. Im Gegensatz zu all den sozialen Netzwerken, die Momente im Leben ihrer Nutzer nur abbilden, kreiert Memarovics Maschine solche: Menschen treffen sich und tauschen sich aus. Wie wertvoll solche Momente sind, das weiß Memarovic, seit sie ihm einst entglitten sind.
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spektrum.de/ Spektrum der Wissenschaft, 29. Juli 2015 - Link
Deutsche Stadtverantwortliche haben häufig ganz andere Ideen, was gut für ihre Stadt ist, als die großen Technologiekonzerne mit ihren globalen Smart-City-Konzepten. Forscher suchen Lösungen für Europa. Ihre erste Erkenntnis: Projekte sollten von unten wachsen.
Was für eine Utopie: Sensoren registrieren jede Aktivität der Bürger, Kameras haben alle im Blick, die sich in einer Stadt bewegen, die gesamte öffentliche Infrastruktur ist mit dem Internet verbunden. Intelligente Algorithmen berechnen aus all diesen Daten den effizientesten Ablauf des Lebens: welcher Verkehrsteilnehmer auf welcher Route am schnellsten zum Ziel kommt, welche Mülleimer geleert werden müssen, auf welchen öffentlichen Toiletten das Klopapier aufgefüllt werden und in welchen Gebäuden die Klimaanlage wie viel kühlen muss und welche Jalousien wann heruntergefahren werden. Die Stadtoberen treffen keine irrationalen Entscheidungen mehr, Computer berechnen schließlich, was das Beste für die Gesellschaft ist – und setzen es auch gleich um: Pragmatismus statt Vetternwirtschaft. Und der Stadtbewohner muss sich um vieles nicht mehr selbst kümmern, er hat wieder Zeit für das Wesentliche im Leben.
Für manche ist diese Vision einer Smart City aber auch eine Horrorvision. "Wenn der öffentliche Bereich einem nahtlosen Funktionieren unterworfen wird, hört die Stadt auf, ein Ort der öffentlichen Auseinandersetzung zu sein, und verkommt zu einem banalen Konsumparadies", fürchtet der Züricher Architekturtheoretiker Hans Frei. Ähnlich wie beim autonomen Auto würden dann aus Bürgern Passagiere, für die digitale Assistenten das Steuer übernehmen. "Das öffentliche Leben wird wie der Verkehr auf der Autobahn geregelt." Vielleicht überdecken die europäischen Datenschutzbedenken sogar das wahre Problem: "Letztlich entpuppen sich smarte Städte als eine viel größere Gefahr für die Öffentlichkeit als für die Privatheit", so Frei.
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spektrum.de, 17. Juli 2015 - Link
„Bitte beschäftigt euch mit unserer Forschung, sie wird euer Leben verändern“: sinngemäß diese Forderung schreit aus einigen Beiträgen im aktuellen „Science“-Magazin zum Schwerpunkt „Künstliche Intelligenz“ hervor. Die Forscher haben Recht mit ihrem Hilferuf, findet Eva Wolfangel: Es ist Zeit aufzuwachen.
Fahren wir auf eine Klippe zu und hoffen, dass das Benzin leer ist, bevor wir in den Abgrund stürzen? Dieses drastische Bild zeichnet der KI-Pionier Stuart Russel von der University of Califormia in der aktuellen Ausgabe des "Science"-Magazins angesichts all derer, die sagen: Maschinen werden nie intelligenter sein als Menschen. Ob es zu diesem Punkt je kommt, steht in den Sternen. Aber auch das, was selbst lernende Algorithmen heute schon können, fordert eine Neuorientierung der Gesellschaft. Das Bild Russels ist symptomatisch für unseren Umgang mit dem Thema künstliche Intelligenz: Anstatt sich genauer mit dem zu beschäftigen, was die modernen Technologien selbst lernender Systeme an Veränderungen für unser Zusammenleben mit sich bringen, halten wir uns lieber die Augen zu und hoffen, dass es schon gut gehen wird. Einerseits fördert die Gesellschaft entsprechende Entwicklungen mit hohen Fördersummen, andererseits weigern sich Politiker, sich tiefer mit dem Thema auseinanderzusetzen und entsprechende Gesetze auf den Weg zu bringen.
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Stuttgarter Zeitung, Tagesthema, 17. Juli 2015
Intelligente Maschinen beschäftigen die Menschen derzeit stark. Das Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlicht einen Themenschwerpunkt über die aktuellen Herausforderungen der künstlichen Intelligenz - und ihre Begrenzungen
Sei es das soziale Netzwerk Facebook, das seine User mittels Künstlicher Intelligenz besser kennen lernen und Werbung noch gezielter platzieren will oder Googles Vision, den Menschen künftig Fragen zu beantworten, bevor sich diese ihnen stellen: Künstliche Intelligenz ist derzeit in viel gefragtes Themenfeld. Ein Grund für das Wissenschaftsjournal „Science“, Künstliche Intelligenz in der aktuellen Ausgabe als Themenschwerpunkt zu behandeln. Schließlich wächst das Thema auch in der Wissenschaft, hohe Fördersummen fließen in entsprechende Projekte. Ein mutmaßlich weiterer Grund: Die Sichtweise der Öffentlichkeit – seien es Befürchtungen vor superintelligenten Robotern bis hin zu übergroßen Hoffnungen, was Maschinen alles leisten könnten – weicht bisweilen von der Realität der Forschung ab. In verschiedenen Artikel beschreiben die Forscher die aktuellen Herausforderungen für die Künstliche Intelligenz – und ihre Begrenzungen.
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Bild der Wissenschaft 7/2015 (Auszug)
In der Stadt der Zukunft organisieren Computer den Alltag. Wie sinnvoll ist das?
Intelligente Parkautomaten berechnen den Preis abhängig von der Nachfrage nach Parkplätzen, elektronische Verkehrsschilder passen Geschwindigkeitvorgaben Wetter- und Verkehrsverhältnissen an, öffentliche Mülleimer teilen der Stadtverwaltung mit, wann die Tonne voll ist - und nur dann macht sich das Müllauto auf den Weg, was Kosten spart: Das sind erste bestehende Ansätze der vernetzten Stadt der Zukunft, in der nahezu alle Vorgänge von Computern entschieden werden sollen. Denn in unserem alltäglichen Leben fallen immer mehr Daten an, auf deren Grundlage wir unser Zusammenleben effektiver organisieren könnten. Bürger sind schon heute dank ihrer Smartphones wandelnde Sensoren: Die Geräte messen, wer sich in welcher Geschwindigkeit wo bewegt, sie können Geräusche und Vibrationen registrieren und vieles mehr.
All diese Sensoren sollten vernetzt und durch weitere ergänzt werden, fordern Zukunftsforscher. „Wir haben Millionen von Augen und Ohren auf der Straße“, formuliert es Michael Flowers, Chefanalytiker von New York City. Man müsste diese Daten zusammenführen und auswerten, um den Verkehr zu reduzieren, die Luftqualität zu verbessern, Unfälle zu reduzieren, so seine Vision, kurz: „Schneller, sauberer und sicherer zu leben.“ Eine App teilt beispielsweise der Stadt Boston mit, wenn eine Straße ein Schlagloch hat – ermittelt allein durch die Sensoren des Handys.