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- Thema: Portrait
Stern Ratgeber Bildung, 1/2010
An der Grund- und Hauptschule Altingen in Ammerbuch, Baden-Württemberg, dürfen die Schüler mitbestimmen, ihre Lehrer manchmal sogar überstimmen.
Die Neuntklässler sitzen im Stuhlkreis in ihrem Klassenzimmer. An der Tür hängt ein Zettel, auf dem steht: "Du bist nicht nur verantwortlich für das, was du tust, sondern auch für das, was du nicht tust." Es ist still. Einige Mädchen schauen verlegen auf den Boden, zwei Jungen in bunten Kapuzenpullovern blicken demonstrativ aus dem Fenster, die Unterlippen trotzig nach vorne geschoben. Nur Markus (Name geändert) grinst. Der schlaksige Junge flätzt auf seinem Stuhl, die Hände in den Hosentaschen, die Beine streckt er lässig in die Runde. Ihm gegenüber sitzt Rektor Ulrich Scheufele. "Wie fühlt man sich, wenn man über ein ernstes Problem sprechen will und andere lachen?" fragt er.
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- Thema: Wissenschaftsreportage / Technik
stern.de, 23.4.2010 - online
Das "Ossi-Urteil" eines Stuttgarter Gerichts ist eine eklatante Fehlentscheidung - das sagt der Ethnologe Thomas Bierschenk. Im stern.de-Interview erklärt er, warum die Ostdeutschen natürlich ein eigener "Stamm" sind.
Sie bezeichnen "Ossis" als eine Ethnie. Das klingt verwegen. Eine zweite deutsche Ethnie wie ein Stamm in Afrika? Wir haben im Alltag oft eine veraltete Vorstellung vom Begriff der Ethnie. Das gleiche Problem hatte der Stuttgarter Arbeitsrichter: Eine Frau klagt, sie sei aufgrund ihrer ethnischen Herkunft Ostdeutschland diskriminiert worden. Jetzt musste der arme Richter entscheiden, was eine Ethnie ist. Dafür hat er auf eine veraltete Definition aus dem 18. Jahrhundert zurückgegriffen.
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- Thema: Wissenschaftsreportage / Technik
Stuttgarter Zeitung, 30.10.2009 - pdf
Früher hatte Volker von Wirth Angst vor Spinnen. Heute lebt er mit zahlreichen Vogelspinnen unter einem Dach. Sogar neue, bislang unbekannte Arten hat der Forscher entdeckt. Und er pflegt eine aussterbende Wissenschaft: die Taxonomie.
Hätte er nur den Keller seiner Großeltern damals nicht entdeckt. Dann würde er heute nicht hier sitzen, hier in einem kleinen Arbeitszimmer in Großbottwar bei Ludwigsburg, und in aller Herrgottsfrühe mit diesem haarigen Spinnenbein kämpfen. Er zieht es mit Pinzetten an beiden Enden in die Länge, aber das tote Bein knickt immer wieder an einem der vielen Gelenke ein. Das Bein hängt an einem dicken runden Spinnenkörper, fellig und nass wie ein neugeborenes Entlein. Er packt das Tier schließlich am Ende des Beines, der Körper baumelt wie ein Pendel über der Plastikdose, in der die Spinne in Alkohol eingelegt war. Tropfen sammeln sich an den Haarspitzen und landen auf dem Schreibtisch.
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- Thema: Portrait
Stuttgarter Zeitung, 08.10.2009 - pdf
Früher hieß der Verein Hilalspor und hatte nur türkische Mitglieder. Heute treten beim FC Stuttgart Spieler aus dreizehn Nationen gegen den Ball. Die C-Jugendlichen Pa-Kully, Sinan und Wael träumen von einer großen Karriere.
Am Hallschlag, wo die Häuser gleichförmig Schlange stehen, eines am anderen, drei Stockwerke, immer gleich, da ist Pa-Kullys Zzuhause. Abends spielt er auswärts. Die massiven Eisenstäbe rattern laut mit jedem Ball, den Pa-Kully und seine Freunde energisch gegen das Metall kicken. Pa-Kully hat breite Schultern und Hummeln im Hintern. „Let’s play Fußball“, ruft er. Oder: „He, rennt doch mal.“ Und, zum Kleinsten in der Gruppe: „Chill doch mal mit dem Ball, chill doch.“
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- Thema: Portrait
stern.de, 12.11.2008 - online
In der Adventszeit stellen wir jeden Tag einen Menschen vor, den sein Engagement für andere oder der Umgang mit dem eigenen Schicksal auszeichnet. Heute: Zackie Achmat. Der Südafrikaner kämpft für die Anerkennung der HIV-Positiven in seinem Land.
Die jungen Männer sitzen dicht gedrängt in dem kleinen Raum eines heruntergekommenen Hauses im Slum Khayelitsha, nahe Kapstadt. In ihrer Mitte Zackie Achmat, 46. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "HIV positive". Die Männer planen Großes: Eine Demonstration gegen Gewalt und für die Rechte von Homosexuellen. "An diesem Marsch sollte niemand unter 16 Jahren teilnehmen - die Lage ist alles andere als einfach", sagt Achmat besorgt.