Wissenschaftsreportage / Technik
Wissenschafts- und Technikthemen mit der kreativen Stilform der Reportage zu verbinden, das ist meine Leidenschaft. So wird für die Leserinnen und Leser fühlbar, wie unsere Zukunft aussieht. Einige meiner großen Technik-Reportagen haben schon öffentliche Diskussionen in Gang gesetzt über die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen.
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spektrum.de, 14. März 2014 - Link
Verrät der Stromzähler bald unsere sexuellen Vorlieben? Bestellt der Kühlschrank eigenständig Butter nach? Diese Sorgen und Hoffnungen verknüpfen die meisten Menschen mit dem "Smart Home", dem intelligenten Haus der Zukunft. Tatsächlich werfen die neuen technischen Möglichkeiten zentrale Fragen auf: Wie fremdbestimmt leben wir im intelligenten Haus? Und sind unsere privaten Daten sicher?
Morgens fragt der Wecker „Geht‘s dir gut?“ und warnt vor dem unregelmäßigen Puls, den die Matratze nachts gemessen hat. Im Bad erinnert unser Spiegel daran, die Medikamente zu schlucken und alarmiert, falls wir die Einnahme verpassen oder mahnt wenn wir zu früh erneut zu den Tabletten greifen. Während die Dusche noch läuft, blubbert in der Küche schon die Kaffeemaschine. Gleichzeitig plant das elektronische Kochbuch auf dem Tablet-Computer das Abendessen, erstellt eine Liste mit den fehlenden Zutaten und verschiebt sie direkt in den Warenkorb eines Online-Supermarktes.
Geht es nach den Forschern des Fraunhofer-Instituts für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS) in Duisburg können wir künftig von unserem Haus durch den Alltag begleitet werden. Sensoren, etwa in Bett und Hausapotheke, machen es möglich. Solche und weitere Systeme werden im „Intelligenten Haus“, kurz InHaus, in Duisburg getestet. Natürlich lassen sich alle Geräte in der Wohnung auch aus der Ferne via Smartphone-App kontrollieren, selbstverständlich können wir so sehen, wer an der Haustür klingelt – vielleicht der Monteur, den die Heizung gerufen hat. Denn Störungen erkennt sie automatisch, sie regelt sich auch selbständig herunter, wenn die Fenster geöffnet werden oder kein Bewohner da ist. Sind wir im Urlaub, simuliert das Haus unsere Anwesenheit durch verschiedene Lichtschaltungen.
Aber wollen wir so leben?
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Bild der Wissenschaft 1/2014
Die digitale Technologie erobert unser Leben. Selbst dort, wo wir sie nicht erwarten: beim Essen und Trinken.
Ein beliebtes Phänomen: Morgens im Supermarkt landen die Kekse mit Vanillecreme-Füllung im Einkaufskorb. Abends auf dem Sofa liegt die Packung dann unberührt auf dem Tisch, die Sehnsucht wächst zwar – aber nach anderem, zum Beispiel nach Schokoladen-Cookies. Der Kauf erweist sich als Fehlinvestion. Eine Gruppe japanischer Forscher hat dieses Problem auf ihre Art gelöst: Sie erfanden den so genannten „Meta-Cookie“, eine Art Chamäleon-Keks, der seinen Geschmack an die Bedürfnisse des Nutzers anpasst.
Dafür zieht man eine große Maske über Augen und Nase und mustert den Meta-Cookie, einen neutralen Keks mit aufgedrucktem, Computer lesbaren Code. Ein Display vor den Augen zeigt eine Auswahl an Keksgeschmäckern an: Schokolade, Walnuss, Erdbeer oder Vanille. Durch Kopfnicken oder -schütteln kann der Proband eine Gaumenrichtung auswählen, beispielsweise Schokolade. Der Keks im Display überlagert den realen Keks optisch und nimmt jeweils die passende Farbe und Form an. Führt der Proband ihn nun zum Mund um hineinzubeißen, bläst die Maske das passende Aroma in seine Nase: Das täuscht die Sinne so erfolgreich, dass der Nutzer das Gefühl hat, einen Schokoladenkeks zu essen.
Zugegeben: Keine sehr romantische Vorstellung, den Feierabend mit einer riesigen Maske im Gesicht zu verbringen. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich immer so täuschen lassen will“, sagt der Forscher Johannes Schöning, „manchmal will man einfach echte Schokolade genießen.“ Ebenso wie seine japanischen Kollegen gehört der Professor für Informatik an der belgischen Universität Hasselt der noch jungen Forschungsrichtung des „Digital Food“, des digitalen Essens, an. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die digitale Technik immer mehr unserer Lebensbereiche durchdringt und auch vor dem Genuss nicht halt macht. „Deshalb ist es wichtig, dass wir uns jetzt Gedanken machen, was wir wollen und was nicht“, sagt Schöning.
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spektrum.de, 7. Januar 2014 - Link
Werden wir die Familienfotos von Weihnachten 2013 auch noch unseren Enkeln zeigen können? Schon heute gehen Unmengen digitaler Daten verloren. Doch Forscher arbeiten an langlebigen Speichermethoden.
Es gibt viele Wege auf denen unsere Daten verschwinden: Kurz bevor die Diplomarbeit beendet ist, verabschiedet sich die Festplatte. Die alten Tagebücher kann der Computer nicht lesen – sie sind noch auf Disketten gespeichert. Und über die Bilder von der Familienweihnachtsfeier amüsiert sich nun der Dieb unseres Handys. Dagegen steht Oma Ernas Fotoalbum seit Jahrzehnten im Regal, wahrscheinlich können auch noch unsere Nachkommen durch die nostalgischen Bilder blättern. Zumindest wenn das Haus nicht abbrennt. Wollen wir dagegen Schnappschüsse von unseren Kindern zeigen, ist oft mehr nötig, als ein schneller Griff zum Schrank.
Das Problem wird der Öffentlichkeit erst langsam bewusst: Magnetische Datenträger wie Festplatten haben eine begrenzte Lebenszeit. Schon nach fünf bis 20 Jahren, so die Schätzungen von Experten, verlieren sie ihren Magnetismus – und damit die gespeicherten Daten. Auch optische Speicher wie CD-ROMS sind anfällig für Beschädigungen durch Temperaturschwankungen oder Kratzer und können häufig schon nach wenigen Jahren nicht mehr gelesen werden. Dazu kommt, dass sich viele Dateiformate mit den Nachfolgeversionen der üblichen Programme nicht mehr öffnen lassen. Wer seine Daten also nicht regelmäßig auf den neuesten Speichermedien sichert und in aktuelle Dateiformate kopiert, wird sie irgendwann verlieren.
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Bild der Wissenschaft 10/2013 (Auszug)
Menschen sind unberechenbar. Das erfahren auch Wissenschaftler, die Bewegungen von Fußgängern per Computer simulieren. Die Forscher versuchen es trotzdem – mit überraschenden Ergebnissen.
In der großen Halle der Düsseldorfer Messe geht auf einmal geht nichts mehr: rechts, links, vorn, hinten – überall drängen sich Menschen viel näher zusammen als ihnen lieb ist. Die Menge wankt hin und her, jeder versucht, sich an anderen vorbei zu schlängeln, manche mit Einsatz der Ellenbogen, andere eher behutsam, gemeinsam ist allen das Ziel: der Ausgang.
Fast jeder hat solche Situation schon einmal erlebt, beispielsweise am Ende eines Konzertes, wenn alle gleichzeitig durch wenige Ausgänge ins Freie streben. Aber so bekannt uns diese Szene auch scheint, für die Forschung bildet sie ein rätselhaftes Phänomen. „Über die Bewegungen von Menschenströmen ist so gut wie nichts bekannt“, sagt Armin Seyfried, Physiker und Gruppenleiter am Forschungszentrum Jülich. Computer-Simulationen scheitern regelmäßig, wenn sie derartige Bewegungen berechnen sollen.
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spektrum.de, 22. Oktober 2013 - Link
Beenden Laptop, Tablet und E-Reader die Ära der gedruckten Bücher? Wissenschaftler streiten, wie sich elektronische Medien auf unser Leseverhalten auswirken. Studien zeigen: Bei wirklich wichtiger Lektüre wollen Leser weiter Papierseiten umblättern. Noch. Denn Informatiker und Medienwissenschaftler haben weit reichende Visionen, wie die Technologie das Lesen in Zukunft verändern wird.
Wer kennt das nicht: Auf der Suche nach Informationen surfen wir durchs Netz, lesen schnell die aktuellen Schlagzeilen, lassen uns Studien, Aufsätze oder Fachtexte per E-Mail schicken und überfliegen sie am Bildschirm. Aber wenn uns ein Inhalt wichtig erscheint, drucken wir die Dokumente aus, unterstreichen zentrale Passagen und legen die Blätter einem Kollegen auf den Tisch. Das papierlose Büro ist ein Mythos. Bis heute. Und selbst der wissenschaftliche Nachwuchs, normalerweise Vorreiter, wenn es darum geht, neue Technologien zu nutzen, liebt anscheinend die gute alte Zettelwirtschaft.