Wissenschaftsreportage / Technik
Wissenschafts- und Technikthemen mit der kreativen Stilform der Reportage zu verbinden, das ist meine Leidenschaft. So wird für die Leserinnen und Leser fühlbar, wie unsere Zukunft aussieht. Einige meiner großen Technik-Reportagen haben schon öffentliche Diskussionen in Gang gesetzt über die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen.
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Ein Ort für Helden
Im russischen Starcity trainieren derzeit alle Astronauten und Kosmonauten für ihren Raumflug. Juri Gagarin überragt sie alle in vielen Variationen. Aber jeder wird hier zum Helden, ungefragt. Dabei hat sich die Raumfahrt gewandelt: von draufgängerischen Zufallsgeschäft zur perfekt durchgeplanten Reise ins All. Ohne Risiko ist sie trotzdem nicht.
Der Schnee gibt alles, um diesen Helden zu begraben. Aber von wegen. Seine Schultern werden noch ein paar Zentimeter höher, und auch der Brustkorb strebt immer weiter nach oben. So wächst Juri Gagarin mit jeder der dicken Flocken, die an diesem Tag aus dem grauen Himmel fallen, über diesem Ort eine Stunde außerhalb von Moskau. Es schneit, als wolle es diese ganze geheime Stadt im Schnee begraben. Aber der Held in Stein ist nicht groß, er ist riesig. Er wird bis zuletzt alles überragen, die ganze Allee der Kosmonauten hier in Starcity, all die anderen Heldenmäler, die hier herumstehen, so selbstverständlich wie Bäume im Wald.
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Immer wieder sagen mir Menschen, sie würden anstatt einer Zeitung oder eines Magazins am liebsten meine Artikel abonnieren. Aber da ich Freiberuflerin bin und für viele verschiedene Verlage arbeite, ist das nicht möglich. Jetzt haben wir mit den Riffreportern eine neue Plattform für freien Journalismus geschaffen, auf der genau das möglich ist: In meiner Koralle 'Die VR Reporterin' schreibe ich regelmäßig über Themen aus der virtuellen Welt.
Im digitalen Raum entstehen gerade ganz neue Realitäten, und sie führen zu einer verrückten Entwicklung: Digitales und Physisches rücken wieder näher zusammen, näher als je zuvor in der Geschichte der Computer – und womöglich ist es auch gar kein Widerspruch. Forscher fragen zunehmend: Sind Dinge nicht letztlich nur Form gewordene Daten? Gleichzeitig fällt uns jetzt auf, was im Digitalen im allgemeinen wie im Virtuellen im Besonderen fehlt: Haptik beispielsweise. Forscher arbeiten daran, die Physik ins Virtuelle zu bringen, das Virtuelle fühlbar zu machen. Parallel wird die Realität um Virtuelles angereichert, sie wird erweitert.
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Um gut mit Menschen zusammen arbeiten zu können, sollten Roboter der Zukunft die Emotionen ihres menschlichen Gegenübers verstehen und sich anpassen können. Forscher stellen sich entsprechenden Hürden.
Der Mann auf dem Trainingsrad tritt in die Pedale und strengt sich mächtig an, doch plötzlich verzieht er das Gesicht. „Du wirkst als hättest du Schmerzen“, sagt sein Trainer und schaut ihn mitfühlend an, „versuche langsamer zu treten.“ Der Mann tut das, und der Trainer sagt lächelnd: „Viel besser.“ So weit, so normal. Doch der Trainer ist kein Mensch, sondern ein Avatar. Er steht seinem Schützling auf einem großen Bildschirm gegenüber und spürt auf wundersame Weise, wie es diesem geht.
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Stuttgarter Zeitung, 10. November 2017
Die Technikjournalistin Eva Wolfangel hat in unzähligen Artikeln vor datenhungrigen Apps gewarnt. Im Selbstversuch während einer Recherchereise in die USA verliebt sie sich allerdings in deren allumfassenden Service und kann auf einmal verstehen, wieso Menschen gerne verdrängen, dass ihre Bewegungsprofile auf amerikanischen Servern liegen und Uber weiß, mit wem sie eine Affäre haben.
Als ich in diesem Sommer den Spion in mein Leben ließ, hatte ich noch kein Ahnung, wie schwer es werden würde, mich von ihm wieder zu trennen. Es geschah irgendwie zufällig, wie so viele Dinge im Leben, die einem die Augen öffnen in Momenten, mit denen man nicht damit rechnet.
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Süddeutsche Zeitung, 21. September 2017
Internetsuchmaschinen zeigen uns nur einen kleinen Teil aller verfügbaren Informationen an. Das ist eine große Verantwortung. Gefährlicher als die Personalisierung ist allerdings Googles Autocomplete Tool.
Was wäre, wenn ich eine untenschlossene Wählerin wäre? „Merkel“ tippe ich an einem Morgen im September an meinem Computer in die Suchmaschine Google, und Google rät, was ich wohl suche. Kaum habe ich das „l“ getippt, erscheinen die Empfehlungen „news“, „Rosenheim“ und „muss weg“ als Ergänzung. „Autocomplete“ heißt diese Funktion: die Suche wird automatisch vervollständigt abhängig davon was Google glaubt, was ich persönlich suche. Würde ich als unentschlossene Wählerin „muss weg“ anklicken und mich von den dargeboteten Ergebnissen beeinflussen lassen? An erster Stelle ein Beitrag der rechtspopulistischen Zeitschrift „Compact“, an dritter Stelle eine rechte Facebook-Gruppe namens „Merkel muss weg“, danach wieder Compact, dann Focus, dann eine rechte Anti-Merkel-Twittergruppe und schnell die AfD.