Wissenschaftsreportage / Technik
Wissenschafts- und Technikthemen mit der kreativen Stilform der Reportage zu verbinden, das ist meine Leidenschaft. So wird für die Leserinnen und Leser fühlbar, wie unsere Zukunft aussieht. Einige meiner großen Technik-Reportagen haben schon öffentliche Diskussionen in Gang gesetzt über die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen.
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Um gut mit Menschen zusammen arbeiten zu können, sollten Roboter der Zukunft die Emotionen ihres menschlichen Gegenübers verstehen und sich anpassen können. Forscher stellen sich entsprechenden Hürden.
Der Mann auf dem Trainingsrad tritt in die Pedale und strengt sich mächtig an, doch plötzlich verzieht er das Gesicht. „Du wirkst als hättest du Schmerzen“, sagt sein Trainer und schaut ihn mitfühlend an, „versuche langsamer zu treten.“ Der Mann tut das, und der Trainer sagt lächelnd: „Viel besser.“ So weit, so normal. Doch der Trainer ist kein Mensch, sondern ein Avatar. Er steht seinem Schützling auf einem großen Bildschirm gegenüber und spürt auf wundersame Weise, wie es diesem geht.
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Stuttgarter Zeitung, 10. November 2017
Die Technikjournalistin Eva Wolfangel hat in unzähligen Artikeln vor datenhungrigen Apps gewarnt. Im Selbstversuch während einer Recherchereise in die USA verliebt sie sich allerdings in deren allumfassenden Service und kann auf einmal verstehen, wieso Menschen gerne verdrängen, dass ihre Bewegungsprofile auf amerikanischen Servern liegen und Uber weiß, mit wem sie eine Affäre haben.
Als ich in diesem Sommer den Spion in mein Leben ließ, hatte ich noch kein Ahnung, wie schwer es werden würde, mich von ihm wieder zu trennen. Es geschah irgendwie zufällig, wie so viele Dinge im Leben, die einem die Augen öffnen in Momenten, mit denen man nicht damit rechnet.
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Süddeutsche Zeitung, 21. September 2017
Internetsuchmaschinen zeigen uns nur einen kleinen Teil aller verfügbaren Informationen an. Das ist eine große Verantwortung. Gefährlicher als die Personalisierung ist allerdings Googles Autocomplete Tool.
Was wäre, wenn ich eine untenschlossene Wählerin wäre? „Merkel“ tippe ich an einem Morgen im September an meinem Computer in die Suchmaschine Google, und Google rät, was ich wohl suche. Kaum habe ich das „l“ getippt, erscheinen die Empfehlungen „news“, „Rosenheim“ und „muss weg“ als Ergänzung. „Autocomplete“ heißt diese Funktion: die Suche wird automatisch vervollständigt abhängig davon was Google glaubt, was ich persönlich suche. Würde ich als unentschlossene Wählerin „muss weg“ anklicken und mich von den dargeboteten Ergebnissen beeinflussen lassen? An erster Stelle ein Beitrag der rechtspopulistischen Zeitschrift „Compact“, an dritter Stelle eine rechte Facebook-Gruppe namens „Merkel muss weg“, danach wieder Compact, dann Focus, dann eine rechte Anti-Merkel-Twittergruppe und schnell die AfD.
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Süddeutsche Zeitung am Wochenende, 26. August 2017
Florian Schumacher optimiert sein Leben, indem er alles misst, was sich messen lässt. Manchmal hinterlässt das Rätsel.
Der Regen spielt am frühen Morgen mit feinen Fingern Cembalo auf den Blättern der Bäume, ein paar Menschen radeln missmutig durch den Englischen Garten, das grelle Grün der Blätter schmerzt in den schlaftrunkenen Augen, und Florian Schumacher atmet tief durch. 15 Regentropfen, Schritt, Schritt, einatmen, Schritt, Schritt, ausatmen 15 – 2 –1- 2 - 2 1, er fühlt, wie der Rhythmus Leben in die müden Glieder bringt und wie der steigende Puls den Körper sanft weckt 80, 90, 100, 120, 130, der Läufer schaut auf die Uhr, nickt, lächelt, trabt.
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Süddeutsche Zeitung am Wochenende, 29. Juli 2017 In Bildern stecken mehr Informationen, als sich die meisten Menschen vorstellen können. Angesichts der wachsenden Zahl an Kameras tüfteln Forscher an Konzepten, um den Schutz der Privatsphäre in der Technik zu verankern. Doch auch das hat seine Tücken.
Die Künstliche Intelligenz stellt fest: Im Restaurant Zunfthaus zur Waag im historischen Zentrum Zürichs sitzen 35 Gäste, weitere 24 genießen die Sonne unter den Sonnenschirmen, darunter eine ungewöhnlich große Gruppe. Im Haus sind aktuell acht Bewohner, der erste hat es heute um 6.45 Uhr verlassen, normalerweise kehren die letzten gegen 23 Uhr zurück. Die Fassade ist relativ frisch gestrichen, doch es zeigen sich erste kleine Schäden unterhalb eines Fensters im dritten Stock. Durch die oberen Fenster fällt am meisten Licht, zwei davon sind geöffnet, in den mittleren spiegelt sich das Haus gegenüber. Es finden sich kaum freie Parkplätze in der Nähe, und am benachbarten Paradeplatz sammeln sich auffällig viele Menschen. Vielleicht sollte man dort eine Polizeistreife vorbeischicken, nur sicherheitshalber, und vielleicht sollte man der Mutter des Kindes, das sein Zimmer im vierten Stock zur Sonnenseite hat, zu einer Verdunkelung raten, denn das System hat berechnet, dass der Raum um diese Zeit stark aufheizt, da das Fenster mit seiner Größe von 2,2 mal 1,5 Meter und dieser Ausrichtung viel Sonne hereinlässt.