Eva Wolfangel

Neuigkeiten und Termine Frühjahr/Sommer 2024

Oha die Zeit rast – danke, dass ihr mich daran erinnert, dass hier mal wieder ein Update hin muss! Wie immer ein kurzer Rückblick, was wichtig war in letzter Zeit, und am Ende aktuelle Termine für die kommenden Wochen.

Die vergangenen Monate waren etwas atemlos, nicht nur, weil wir eine massive Sicherheitslücke bei der Bundeswehr entdeckt haben (und dann auch noch bei der SPD, bei der ich unbemerkt an Webex-Meetings teilnehmen konnte). Aber das war zweifellos eine meiner größeren und aufregenderen Geschichten in letzter Zeit.

Ich war baff, wie viel vertrauliche („Nur für den Dienstgebrauch“) Informationen einfach offen im Netz stehen. Die Links von insgesamt 270.000 Meetings ließen sich durch einfachs Hochzählen erraten. Also eine der billigsten Sicherheitslücken überhaupt. Die Meetings reichten ein halbes Jahr in die Vergangenheit und einige Wochen in die Zukunft – sichtbar waren Informationen wie Titel, Host, Datum und Uhrzeit.

 Beeindruckend war auch zu sehen, wie die Bundeswehr damit kämpfte, die Infos wieder aus dem Netz zu kriegen. Nach vier Tagen gaben die Verantwortlichen auf und trennten einfach die gesamte Webex-Instanz vom Netz. Denn offensichtlich war ein Löschen gar nicht vorgesehen.

 Als ich kurz darauf auf Basis der gleichen Sicherheitslücke in Webex an zwei Meetings der SPD teilnahm – an einem unerkannt – weigerte sich Cisco, meine Fragen dazu zu beantworten. Ein Incident Manager meldete sich stattdessen und hatte seinerseits sehr viele Fragen, die vor allem eines zeigten: Der Konzern war völlig ratlos in Bezug auf das eigene Produkt.

 Ein weiteres Highlight der vergangenen Monate war außerdem, dass der Gesundheitsminister in Rheinland-Pfalz nach meinen Recherchen öffentlich eingestehen musste, dass die in einem landesweiten Projekt verwendete Software für Gesundheitsämter massive Sicherheitslücken aufwies. Das hatten wir aufgedeckt in zwei aufwendigen Recherchen – zunächst die technische Dimension und schließlich auch die systematischen Probleme dahinter, wie ein hintergangener Landesdatenschützer und handfeste Interessenskonflikte einer Mitarbeiterin eines Amtes, die gleichzeitig auch für den Software-Dienstleister arbeitete, der einen Millionenauftrag ohne Ausschreibung bekommen hatte.

 Und zum Abschluss noch was wirklich Positives :) Mein Projekt „Deine XR-Reporterin“ wird von der Wissenschaftspressekonferenz WPK gefördert, so dass ich meine Idee für die journalistische Zukunft mit „Spatial Computing“ (wie man ja neuerdings sagen soll) auf Herz und Nieren testen kann. Dabei lasse ich mich als Journalistin von meinem Publikum fernsteuern – alle Details dazu gibt es hier auf der Projektseite bei der WPK.

 Aktuell teste ich das mit einer nur leicht smarten Sonnenbrille von Meta (Ray Ban Stories), die ich mir gekauft habe, weil sie für einen zielstrebigen Proof of Concept gut geeignet ist: Sie ist nicht teuer, kann nicht mehr, als sie muss und funktioniert sehr robust für den Fall, für den ich sie gerade teste: Livestreaming meiner Recherche mit Back-Channel zum (remoten) Publikum, das mir die Fragen für die Recherche „einflüstert“.

 Bevor ich die erste reale Recherche gemeinsam mit einer Schulklasse angehe, hatte ich zwei Testläufe mit Kolleginnen – und die waren schon sehr lehrreich! Der jüngste war vor ein paar Tagen bei der CPDP-Konferenz in Brüssel, einer großen Privacy-Konferenz. Dort gab es ein von Apple gesponsertes Panel zu Privacy im Metaverse, auf dem Apple schön „privacy-washing“ betrieben hat angesichts seines neuen gehypten Headsets Vision Pro, das natürlich jede Menge Informationen aus der Umwelt der Nutzer:innen mitbekommt und verarbeitet. Von daher beschloss ich für meinen Probelauf mit meiner Meta-Brille Erik Neuenschwander anzusprechen, den Director of User Privacy bei Apple. Und ich finde es immer noch ein bisschen lustig, wie wenig vorbereitet dieser Mensch auf die Zukunft mit „Spatial Computing“ ist, die doch von Apple so sehr vorangetrieben wird: Er war so empört über meine Idee, ihn mit einer smarten Brille auf der Nase anzusprechen (obwohl ich ihm gleich im ersten Satz gesagt habe, dass ich live-streame), dass er sich bei den Organisatoren beschwert hat.

Wer hingegen sehr souverän auf meine Fragen antwortete, war sein Counterpart auf dem Panel, Brent Mittelstadt, Director of Research am Oxford Internet Institute (es lohnt sich, das Video bis dahin anzuschauen, falls ihr es anschaut – auch wenn es etwas dauert, bis ich ihn gefunden habe: https://www.instagram.com/reel/C7TqcP0sF11)

Was man auch sieht im Video: Dass Menschen nicht damit rechnen, dass eine Brille filmt. Sie sieht eben auch einfach wie eine normale Sonnenbrille aus. Das wird noch ein größeres Thema für die Zukunft mit smarten Brillen und Fragen des Datenschutzes – so schön ich das finde, so unkompliziert und freihändig live-streamen zu können.

 

So und jetzt noch zu den kommenden Terminen. Wie immer: Ich freue mich über Treffen im echten Leben! Und es gibt viele Gelegenheiten zur Zeit. Meldet euch gerne, wenn ihr zufällig auf der gleichen Veranstaltung oder in der Nähe seid und Lust habt zu reden.

 

Los gehts!

 

27.-29.5. Berlin, re:publica

Ich bin alle drei Tage da, mein Vortrag „Wo stehen Chatbots auf dem Weg zur Superintelligenz?“ findet am Dienstag um 10.30 Uhr auf Bühne 1 statt. Ja, verrückt, Bühne 1 – das ist aufregend. :)

Direkt danach, um 11.15 Uhr, spreche ich übrigens im neuen Podcast „re:publicast“ im Podcast Booth (ich nehme an, da könnt ihr auch live zuhören). Die Hosts haben unserem Zusammentreffen den Titel „Eva Wolfangel, wie wickelt man einen Chatbot um den Finger - und warum lohnt sich das?“ gegeben. :)

 

30.5.-31.5.: Berlin, Jive

Direkt nach der re:publica folgt ein absolutes Herzblut-Projekt, und ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn viele von euch kommen. Jeweils um 20 Uhr trete ich auf bei Jive und erzähle dort nicht nur aus meiner aktuellen Recherche über die Frage, inwiefern sich unsere Erinnerungen mit Zukunftstechnologien manipulieren lassen, sondern erzähle auch meine ganz persönliche Geschichte mit Erinnerungen. Begleitet werde ich von einem Saxophonisten – und zu sehen gibt es auch allerlei.

Was ist Jive? Von der Veranstaltungsseite: „JIVE steht für eine wahrhaft innovative Art, journalistische Geschichten zu erzählen, bereichert durch Orchestermusik. Die 90-minütige Show im Säälchen am Holzmarkt ist ein erlebtes Magazin auf der Bühne. Bei JIVE kann das Publikum Geschichten aus ganz verschiedenen Ressorts erleben: von Wissenschaft bis Gesellschaft ist alles dabei. Live-Journalismus heißt dieses Genre, das in anderen Ländern bereits Säle mit mehr als 2.000 Zuschauer*innen füllt.“

 

4.6. Köln, Aufzeichnung für die Wissenschaftssendung Scobel

Ich habe Abends den Termin zur Aufzeichnung der Sendung über KI und Medizin und bin vorher flexibel für Aktionen und Treffen mit euch. :)

 

10.6.-13.6. Phuket, Thailand, ACM International Conference on Multimedia Retrieval (ICMR)

Ich recherchiere weiter am Erinnerungsthema und besuche einen Lifelogging-Wettbewerb, die Lifeog Search Challenge (und auch da geht es wieder um Erinnerung oder auch das perfekte Gedächtnis, Total Recall sozusagen). Letztlich ist das eine Recherche, die ich vor bald zehn Jahren begonnen habe – und wie ihr euch vorstellen könnt, tut sich da gerade total viel angesichts der Entwicklung im maschinellen Lernen.

 

14.6. Tübingen, Vortrag 14 Uhr

Vortrag über die Chancen und Gefahren, die sich mit ChatGPT und anderen Sprachmodellen ergeben.

 

18.6. Bonn

Keynote auf der Jahrestagung des Katholischen und des Evangelischen Medienverbandes zu den Veränderungen, die sich angesichts von ChatGPT & Co im Journalismus ergeben.

 

19.6. Lübeck

12 Uhr Vortrag auf dem IT4B Digital Summit „Von Tätern zu Opfern: die menschliche Komponente in der Cybersecurity“, 15 Uhr Panel-Diskussion

 

19.6. Abends/20.6. morgens Hamburg: Auf der Durchreise :)

 

20.6. Hannover

13.15 Uhr Vortrag beim Forum „Krisenmanagement nach Cyber-Angriffen an Hochschulen“ über unsere – ich fühle den Drang zu sagen: verheerende - Recherche zu Sicherheitslücken an Universitäten

16 Uhr: Podium

 

20.6. (Abends) (wieder;)) Hamburg

Sommerfest der ZEIT

 

26./27.7. München, Future Island, Festival der Zukunft
Vortrag und Panel am 27.7. Vormittags: „Who are we in the Metaverse? - Unveiling Digital Anthropology & Navigating Cultures in the Digital Realm”

 

11.7. Stuttgart
Vortrag, Unsere Worte sind unsere Waffen, CCC-Veranstaltung in der Stadtbücherei

 

19.7. Stuttgart

Next Frontiers – Applied Fiction Days, Session: „Schlauer als der Mensch: Wie weit noch bis zur Superintelligenz?“ zusammen mit Thilo Hagendorff und Nils Westerboer